Praxis für Hypnose- und Psychotherapie | Claus-Peter Hoffmann

Kognitive Verhaltenstherapie | Teil 3

 

Indikation und Kontraindikation | nach oben

Positive Erfahrungen mit der Verhaltenstherapie gibt es bei der Behandlung folgender Störungen:


 

Durchführung | nach oben

Eine effektive Verhaltenstherapie läßt sich in 4 Phasen beschreiben:


In der diagnostischen Phase findet das Erstgespräch, die Indikation (und ggf. Klassifikation), sowie eine Problem- bzw. Verhaltensanalyse statt. Es wird die Mitarbeit des Patienten bis zur individuellen Belastungsgrenze vereinbart. Als Therapieziel wird das Lernen des Umgangs mit der Angst (Depression, etc.) festgelegt.
Die Phase der kognitiven Vorbereitung bereitet die eigentliche Reizkonfrontation vor. Insbesondere wird hier ein (lerntheoretisch orientiertes) Störungs- bzw. Veränderungsmodell mit dem Patient zusammen entwickelt. Dabei ist die subjektive Sicht des Patienten immer mit zu berücksichtigen (z.B. Problem durch Gott gegeben, frühe Kindheitserfahrungen, etc.). Da man nicht davon ausgehen kann, dass der Patient hoch motiviert die Therapie beginnt, hängt die Akzeptanz des gesamten Verfahrens entscheidend von der Akzeptanz des Modells ab. Fiegenbaum & Tuschen empfehlen daher ein systemimmanentes Vorgehen.

Dadurch wird ein Modell entwickelt, dass folgende Eigenschaften besitzt:


In der Intensivphase erfolgt eine direkte und längerdauernde Reizkonfrontation bis die Reaktion deutlich nachlässt. Damit insbesondere kognitives Vermeidungsverhalten unterbunden wird, sollte der Patient seine aktuelle Wahrnehmung (zumindestens am Anfang) laut verbalisieren. Hierzu ist häufig ein eigenständiges Training nötig.
Der Patient kann selbstverständlich jederzeit die Reizkonfrontation abbrechen. In diesem Fall wird der Abbruch vom Therapeuten begleitet und Konsequenzen diskutiert. Die Entscheidung zum Abbruch ist nicht prinzipiell schlecht, sollte aber bewusst getroffen werden.


1-3 mehrstündige Therapiesitzungen reichen i.d.R. für eine Besserung der Symptomatik aus. Nach Hand ist ein Tag Pause zwischen den Übungstagen sinnvoll. In dieser Pause erlebt der Patient häufig erste Depressionen, die ein Training für mögliche Rückfälle darstellen. Die Therapie ist so kein reines euphorisches Kurzzeiterlebnis. Zu lange Behandlungen sind schon deswegen kritisch, weil die Reizkonfrontation zum Ersatzritual für das Symptom werden kann. Prinzipiell ist die Behandlung in vivo oder in sensu möglich, so dass situationsgebundene oder allgemeine Angstzustände behandelt werden können. Die In-vivo-Behandlung ist, wo durchführbar, der In-sensu-Behandlung vorzuziehen, da hier Vermeidungsverhalten kaum möglich ist. Der Behandlungserfolg ist bei der In-vivo-Konfrontation entsprechend höher. U.U. ist auch eine Konfrontation in vitro möglich, d.h. der Patient wird im Sprechzimmer Reizen ausgesetzt, die den echten Reizen ähneln. Idealerweise aber erfolgt die Konfrontation im natürlichen Problemfeld, eine stationäre Behandlung ist in der Regel unsinnig. Bezugspersonen aus dem unmittelbaren Umfeld des Patienten können und müssen z.T. miteinbezogen werden. Am Ende der Intensivphase sollte der erreichte Fortschritt evaluiert werden. Dafür bieten sich Selbstratings oder halbstrukturierte Interviews an.


In der Selbstkontrollphase übt der Patient selbstständig weiter. Kontakte mit dem Therapeuten sollten jetzt in immer größeren Intervallen erfolgen. Wichtig bei der Vorbereitung der Selbstkontrollphase ist insbesondere, die Übungen und das Verhalten des Patienten genau zu planen (Was? Wann? Wo? Wie lange?).

Im Kanon der am Anfang vorgestellten Therapieformen nimmt die Reizkonfrontation eine zentrale Position ein. Für bestimmte Störungen (insbesondere Phobien, Angst- und Zwangsstörungen) "ist die Wirksamkeit der Reizkonfrontation erwiesen und kann als Methode der Wahl bezeichnet werden"

In Langzeitstudien finden sich bei Angst- und Zwangsstörungen sehr hohe Erfolgsquoten von 60-80% bei geringer Ablehnung . Zu beachten ist dabei, dass eine stabile Verhaltensänderung nur zu erwarten ist, wenn auch kognitive und emotionale Änderungen eintreten. Eine wichtige Rolle spielt außerdem das eigenständige Weiterüben des Patienten nach der Therapie.
Nach Fiegenbaum & Tuschen ist außerdem eine Symptomverschiebung kaum nachweisbar.

Die Anwendung dieses Verfahrens sollte auf Grund der potenziellen Risiken erfahreneren Therapeuten vorbehalten sein.

 

Zusammenfassung | nach oben

Eine Verhaltenstherapie ist dann angezeigt, wenn Sie z. B. unter Depressionen, Angst oder Panik, mangelndem Selbstvertrauen oder fehlender Selbstsicherheit, Stress, einer Sucht oder Beziehungsproblemen leiden. Ebenso ist sie angezeigt, wenn Sie Schweres erlebt haben, dessen Verarbeitung Ihnen Mühe macht.

Jede Verhaltenstherapie zielt darauf ab, neue Einstellungen und Verhaltensweisen zu erarbeiten, die eine bessere Lebensqualität ermöglichen.

In der Verhaltenstherapie wird zwar auch auf "Ursachen" in der Kindheit geschaut; es wird jedoch eher von einem lerngeschichtlichen Hintergrund ausgegangen. Aktuelle (Fehl)-Verhaltensweisen oder dysfunktionale Denkmuster stehen im Vordergrund.

Der Begriff Verhaltenstherapie wurde von Eysenck eingeführt und bezeichnet die Gesamtheit aller therapeutischer Verfahren, die auf eine Veränderung des gegenwärtigen Verhaltens abzielen. Im Gegensatz zur Psychoanalyse wird die Aufdeckung von unbewussten seelischen Konflikten eindeutig nicht zum Ziel erklärt.

Die Verhaltenstherapie ist ein Anwendungsbereich der Verhaltensforschung, deren Grundsätze auch als Lerntheorien (klassische und operante Konditionierung) bekannt geworden sind.

Im Mittelpunkt der Behandlung mit Verhaltenstherapie steht dabei die Modifikation des Verhaltens durch Prozesse wie Neulernen, Umlernen und Verlernen.