Praxis für Hypnose- und Psychotherapie | Claus-Peter Hoffmann

Ängste und Panikattacken
3. Phobien

Diese Angststörung wird als eine unvernünftige, sich entgegen besserer Einsicht zwanghaft aufdrängende Angst vor bestimmten Gegenständen oder Situationen definiert. Es werden die folgenden Erscheinungsformen unterschieden:

 

Agoraphobie:

Die Agoraphobie war, wie der griechische Ausdruck wörtlich ausdrückt, früher allein die Angst vor öffentlichenPlätzen (Platzangst) oder weiten Straßen, genauer gesagt vor Menschenansammlungen und der Öffentlichkeit. Diese Angst führt jedoch im Laufe der Zeit durch Vermeidungsverhalten und Rückzug zu zahlreichen weiteren seelischen Folgestörungen.

Deshalb versteht man heute unter Agoraphobie, einer der schwersten Angststörungen, folgendes:

- die Angst vor weiten Plätzen, aber auch die Angst vor Straßen, Märkten, Kirchen, Brücken, Kino, Essengehen, etc....

- Angst und damit Vermeidung von Situationen, in denen es besonders unangenehm oder gefährlich sein könnte, einen Angstanfall zubekommen:z.B. das "schützende Haus" zu verlassen und alleine  zum Einkaufen oder zur Arbeit zu gehen, Auto zu fahren, an der Kasse zu stehen, Menschenmengen jeglicher Art (Kieler Woche), Zug zu fahren, zum Arzt oder Friseur zu gehen. Immer wird derjenige von der Angst in so einer Siituation begleited - alleine und ohne rasche Hilfeleistung- von einer Angstattacke überfallen zu werden  und ihren Folgen hilflos ausgeliefert zu sein.

- beim Versuch, sich solchen Situationen zu stellen, kommt es zu Schweißausbrüchen, Schwindelgefühlen, Herzrasen, Atemnot, Gefühl der Benommenheit, Furcht vor massiven Panikattcken und damit die Kontrolle über sich zu verlieren.

- stängiger Einsatz von Hilfsmittel zur Linderung der Ängste: Regenschirme, Einkauswagen, Handy, das Auto muss immer in sichtbare Nähe sein, Vertrauenspersonen müssen in greifbarer Nähe bleiben,  einkaufen nur in Läden, wo man den Ausgang sieht....

Im Laufe der Zeit werden die Betroffenen immer unselbstständiger, resignierter, depressiver, vorallem immer abhängiger von ihrer Umgebung und ihren Bezugspersonen, was zu vielfältigen Spannungen führen kann.


Die Agoraphobie tritt häufig in Verbindung mit einer Panikstörung auf, und ist somit einer der bedeutendensten Angsterkrankungen überhaupt.


Soziale Phobie:

Die soziale Phobie ist eine dauerhafte und unangemessene Furcht vor anderen Menschen, vor allem der Angst, sich lächerlich zu machen, zu versagen oder durch ungeschicktes Verhalten gedemütigt zu werden. Dies kann sich auf konkrete, durchaus nachvollziehbare Situationen beziehen (Furcht vor öffentlichem Sprechen oder Auftreten, Examensangst), kann aber auch als "Angst vor anderen Menschen" alle normalen zwischenmenschlichen Aktivitäten einschließen (Betreten eines Ladens, Essen, Schreiben, Telefonieren vor/mit anderen usw.). Entscheidend ist der Umstand, daß sich die alltäglichen Handlungen vor den Augen von Drittpersonen abspielen, die das Verhalten nicht nur beobachten, sondern auch möglicherweise kritisieren könnten.

Die soziale Phobie ist deshalb eine Menschen- bzw. Situationsangst, deren größtes Problem das daraus folgende Vermeidungs- und Rückzugsverhalten mit Isolationsgefahr ist.

Außerdem drohen im Rahmen einer solchen "Kontaktfurcht" weitere Symptome meist vegetativer Art. Diese werden häufig als das eigentliche Problem bezeichnet und gar nicht als Begleiterscheinung der sozialen Phobie erkannt. Gerade bei der sozialen Phobie muß man deshalb genau zwischen Ursache und Wirkung unterscheiden lernen. Solche seelischen, psychosozialen und vegetativen Symptome sind beispielsweise: Rasches Erröten, leise Stimme, verlangsamte Sprechweise, ggf. mimische Starrheit sowie bisweilen die Neigung, den anderen schon rein räumlich nicht zu nahe herankommen zu lassen. Ferner werden u.a. Händezittern, Schweißausbrüche, Übelkeit, Durchfallneigung, Drang zum häufigen Wasserlassen, Herzrasen und -klopfen, Atemnot, Schwindel, trockener Mund, Muskelverspannungen beobachtet.

Die Folgen pflegen eine Beeinträchtigung von Vitalität, geistigem und körperlichem Wohlbefinden, Lebensweise und Zukunftschancen zu sein. Beispiele: vermeiden entsprechender Kontaktsituationen mit partnerschaftlichen, familiären, nachbarschaftlichen, beruflichen und schließlich finanziellen Einbußen, d. h. keine neuen Verantwortungsbereiche werden übernommen, keine neue Stelle angetreten, oder auch "nur" zu einer Feier oder sonstigen gesellschaftlichen Veranstaltung oder zu einem schlichten Freundestreffen gegangen. Damit drohen noch schneller als bei der Agoraphobie (siehe Seite ...) Kontaktarmut, Rückzugs- und Isolationsgefahr. Manchmal kommt es auch hier zusätzlich zu Panikattacken (s. diese). Beginn - Verlauf - psychosoziale Folgen

Die soziale Phobie beginnt zumeist in den ersten zwei bis drei Jahrzehnten und damit in einem äußerst sensiblen Lebensabschnitt. Fast alle Neuerkrankungen treten vor dem 20. Lebensjahr auf, ein nicht geringer Teil bereits vor dem 12. oder gar 10 Lebensjahr. Daraus resultieren dann meist ernste Entwicklungsstörungen.


Der Verlauf ist in zwei Dritteln aller Fälle chronisch, ansonsten wellenförmig. In günstigen Fällen gibt es spontane Besserungen durch Reifung der Persönlichkeit unter dem Alltagstraining der täglichen Lebensanforderungen. Nicht selten entwickelt sich aber auch ein chronisches Leiden mit hohem Risiko für Folge- und Begleiterkrankungen.

Diese Folge- und Begleiterkrankungen (Fachausdruck: Co-Morbidität) sind ein großes, in unglücklichen Einzelfällen sogar das größere Problem. In sozialer Hinsicht sollen Menschen mit einer sozialen Phobie öfter am Arbeitsplatz fehlen als Gesunde und auch zuletzt drei Mal häufiger arbeitslos sein als der Durchschnitt. Gesundheitlich drohen vor allem Alkoholmissbrauch oder gar Alkoholabhängigkeit, was wohl zumeist mit einem entgleisten Selbstbehandlungsversuch zusammenhängt ("ein Gläschen macht frei"). Auf der gleichen Schiene laufen Medikamentenmißbrauch (besonders die angstlösenden und beruhigenden Tranquilizer) und Rauschdrogenkonsum. Nicht selten treten auch Begleiterscheinungen, wie Depressionen und andere Angststörungen, am häufigsten Agoraphobie, aber auch Panikattacken und allgemeine Angstzustände, auf.

 

Spezifische Phobie:

Diese Störung wird durch die anhaltende Angst vor einem spezifischen Objekt oder einer bestimmten Situation gekennzeichnet Die häufigsten Formen sind: Angst vor Tieren, insbesondere vor Hunden, Insekten, Schlangen oder Mäusen, Angst vor Blut, Angst vor geschlossenen Räumen, Höhenangst, Flugangst oder Angst vor Ansteckung. Diese Ängste sind auch in der Normalbevölkerung weit verbreitet, sie werden erst dann als krankhaft bezeichnet, wenn sie den Tagesablauf, die üblichen sozialen Aktivitäten, Beziehungen beeinträchtigen oder erhebliches Leid verursachen. So kann es z.B. sein, dass ein Patient aus Angst auf der Straße einem Hund zu begegnen, nicht mehr allein das Haus verlässt.