Praxis für Hypnose- und Psychotherapie | Claus-Peter Hoffmann

Burn Out - Kollaps im Hamsterrad

Chronischer Stress kann gefährlich werden. Viele Menschen halten die alltägliche Dauerbelastung nicht mehr aus und kollabieren. Burnout ist vor allem ein Problem der besonders Engagierten. Wer allerdings zu spät merkt, dass er seine Grenzen weit überschritten hat, hat ein Problem.
Die Lebensbedingungen in unserer modernen Gesellschaft und ihre Anforderungen und Ideale im Hinblick auf Verantwortung, Arbeitsleistung, Mobilität, Information und Kommunikation stellen immer mehr eine immense Herausforderung dar für die seelisch-geistige Gesundheit des einzelnen Menschen.
Diese Ideale und ihre Ausstrahlungsmacht, die von ihnen ausgeht, können leicht zu einer Überforderung an den Kräften der Menschen führen. Oft ist ein Zusammenbruch und damit verbundener Verlust der Lebensfähigkeit die Folge.

Oft haben die Betroffenen folgende vier UN-Dinge vermieden, deren Zusammenwirken unweigerlich Stress, Verunsicherung und schließlich den Burn Out bewirken können:

UN-Achtsamkeit

Das Übergehen von frühen Anzeichen von Stress und das nicht rechtzeitige Entgegensteuern.

UN-Möglichkeit

Das Fehlen von praktischen Möglichkeiten, eine Stressbelastung zu reduzieren, diese zu vermeiden oder gesund zu bewältigen.

UN- Denkbarkeit

Es sind belastende Überzeugungen, Ansprüche und Einstellungen sowie unrealistische Zielsetzungen vorhanden und gleichzeitig fehlen hilfreiche, stützende Gedanken, Ziele und Ideale.

UN-Erholung und Kraftlosigkeit

Fehlende Erholung von den alltäglichen Belastungen sowie wenig stützende Kontakte und zu wenig Möglichkeiten, sich von den Überforderungen zu regenerieren.

Burnout-Syndrom

Burnout-Syndrom ist der Name für das Phänomen, sich ständig abzumühen und den eigenen Ansprüchen dennoch nie gerecht zu werden.
Burnout gibt es schon lange. Es hieß nur nicht immer so, war nicht so verbreitet und wurde früher nicht groß diskutiert. Offen mit dem Thema umzugehen, ist ausgesprochen wichtig. Wenn sich keiner traut, Schwächen zu zeigen, steigt das Risiko, irgendwann zusammenzuklappen. Dabei ist es auch im Interesse der Arbeitgeber, dass es nicht soweit kommt. Denn bei einem akuten Burnout fällt nicht einfach nur ein Arbeitnehmer aus, sondern es betrifft vor allem die besonders Engagierten, die Dynamischen, Begeisterungsfähigen, Flexiblen.
Die Betroffenen verdrängen, welche Gefahren ihnen drohen. In gewisser Hinsicht ist das ein Teil des Problems: Sie beißen die Zähne zusammen und machen weiter wie zuvor.

Ursache der Überforderung

Um das Problem auf einer tieferen Ebene anzugehen, muss geklärt werden, was die eigentliche Ursache der Überforderung ist
Burnout ist immer ein System, bei dem innere und äußere Entwicklungen zusammenwirken. Langfristig lässt sich nur etwas gegen die Überforderung tun, wenn man nach den inneren Ursachen fragt: "Warum sagt jemand immer wieder "Ja", obwohl er Feierabend machen müsste?" Die Angst, andere zu enttäuschen, stecke oft dahinter - oder der starke Wunsch, Karriere zu machen.

Ausgeprägtes Perfektionsstreben erhöht die Burnout-Gefahr. Wer immer alles ganz richtig machen will, der muss fast zwangsläufig häufiger das Gefühl haben, das nicht zu schaffen." Und gerade auf unsichere Persönlichkeiten, bei denen die Burnout-Gefahr erhöht ist, könne das dann Druck ausüben.

Der Weg zum Burnout

Ein Burnout-Syndrom ist nur die letzte Phase einer Entwicklung, die sich über Monate oder sogar Jahre hinziehen kann. Es ist ein Tief, in das man sich lange hineingearbeitet hat. Der Weg zum Burnout kann unterschiedlich verlaufen. Es lassen sich aber Phasen unterscheiden, die typisch sind.


Phase 1:

Der Erfolg befeuert den Leistungswillen
Ganz am Anfang steht der Erfolg: Die Karriere kommt voran, Partner und Vorgesetzte reagieren positiv. Die eigene Leistungsbereitschaft zahlt sich aus. Es stellt sich das Gefühl ein "Ich habe es geschafft!". Für Regeneration oder Entschleunigung ist keine Zeit und scheinbar kein Bedarf.


Phase 2:

Der Stress macht sich erstmals bemerkbar
Die Energiereserven werden verbraucht, der "Akku" nicht wieder aufgeladen. Schleichend beginnt die Tiefenerschöpfung. Stress macht sich in Rückenschmerzen, Schlafproblemen oder Muskelverspannungen bemerkbar. Der Spaß an der Arbeit lässt nach, das eigene Perfektionsstreben nicht. Die Erwartungen an sich selbst werden dadurch immer weniger realistisch.

 

Phase 3:

Härte gegen sich selbst soll die alte Leistung wiederbringen
Versuche scheitern, dem Stress mit mehr Sport oder gesünderem Essen beizukommen. Der innere Druck steigt. Noch mehr Härte gegen sich selbst soll dann helfen, den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Ratschläge von Freunden und Kollegen, doch kürzer zu treten, werden als Kritik empfunden und abgelehnt. Die Devise lautet "Augen zu und durch!".

 

Phase 4:

Das Tempo nimmt noch einmal zu
Ohne entsprechende Korrektur der Entwicklung nimmt das Tempo im Hamsterrad noch einmal zu. Der Betroffene arbeitet noch länger, übernimmt noch mehr Projekte, nimmt Arbeit mit nach Hause. Er mobilisiert die letzten Energiereserven, doch seine Konzentration lässt bereits nach. Er macht immer häufiger Fehler, die ihm früher nicht passiert wären. Seine Versagensängste nehmen zu, sein Selbstwertgefühl sinkt. Erschöpfungssymptome wie Herzrasen, Schlafprobleme oder Tinnitus können die Folge sein.

 

Phase 5:

Psyche und Körper machen nicht mehr mit
Der Endpunkt ist das Burnout-Syndrom. Die Leistungsfähigkeit bricht zusammen. Die Arbeitsfähigkeit kann für Monate eingeschränkt sein. Oft ist eine Behandlung im Krankenhaus unverzichtbar. Psychopharmaka können die Symptome meistens schnell behandeln. Aber die Muster, die zum Zusammenbruch geführt haben, sind damit noch nicht überwunden. Die Patienten fühlen sich häufig "wie gelähmt". Depressionen und Suizidgefährdung sind nicht auszuschließen